Der gesamte Altstadtbereich von Rust, der zu den malerischsten seiner Art zählt, ist heute denkmalgeschützt. Die zahlreichen Bürgerhäuser aus dem 16. - 19. Jahrhundert besitzen gepflegte Barock- oder Renaissancefassaden mit schönen Fenster- und Portalrahmungen, Erker, Wappen- und Stuckdekorationen. Der Stadtkern umfasst eine Fläche von rund 9 Hektar und wird von etwa 320 Rustern bewohnt.
Das historische Stadtzentrum steht unter dem Schutz der "Haager Convention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Auseinandersetzungen". Blauweiße Tafeln kennzeichnen die einzelnen Objekte.
Als die Freistadt Rust im Jahr 1975 - gemeinsam mit Salzburg und Krems - von den Bevollmächtigten des Europarates in Straßburg als Modellstadt für das Europäische Jahr des Denkmalschutzes ausgewählt wurde, griff man bewusst eine Kleinstadt heraus, in der es - zum Unterschied von vielen anderen historischen Städten - keine vom Verfall bedrohten Wohnviertel gibt. Die Wahl fiel auf Rust, weil hier eine vitale und keine revitalisierte Altstadt bestand. Die Häuser besitzen heute noch ihre ursprüngliche Funktion als Wohn- und Betriebsobjekte der Bürger.
2001 wurde die Ruster Altstadt gemeinsam mit der Region Fertö-to - Neusiedler See in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe-Stätten aufgenommen. Bereits einige Male wurde Rust für seine denkmalpflegerischen und kulturellen Bemühungen als "Schönste Stadt des Burgenlandes" ausgezeichnet.
Im Jahre 1970 startete das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung eine "Fassadeninstandsetzungsaktion zur Erneuerung von Fassadengruppen in erhaltenswerten Altstadtbereichen". Diese Initiative sollte der Denkmalpflege und des Ensembleschutzes in der Öffentlichkeit breitere Beachtung verschaffen. Neben rund 15 Gemeinden in Österreich wurde auch Rust in diese Aktion miteinbezogen.
Die Anfänge zur erfolgreichen Ortsbilderhaltung liegen in Rust jedoch schon in den Jahren 1963 und 1964. Bereits damals war Rust wegen des nahe gelegenen Neusiedler Sees, des guten Weines und seiner Störche als Tourismusort bekannt. Die kulturelle Atmosphäre war den Besuchern und Urlaubsgästen noch nicht so sehr ins Bewusstsein gedrungen.
Nach oftmaligen Unterbrechungen wurde 1964 die Außenrestaurierung der mit reichem Freskenschmuck versehenen Fischerkirche beschlossen. Inzwischen hatten einzelne Hausbesitzer in Rust begonnen, mit großer Ambition und erheblichen Aufwand, Restaurierungen durchzuführen. In Folge wuchsen Verständnis und Begeisterung für die richtige Pflege und Instandsetzung der Fassaden und Häuser, was bald zu einem persönlichen Prestige der Besitzer wurde.
Den Durchbruch erzielte schließlich der Gemeinderat, der etwa zur selben Zeit beschloss, das ziemlich mitgenommene Rathaus unter Bewahrung der historischen Bausubstanz einem modernen Amtsbetrieb anzupassen.
Neubauten wurden in der Ruster Altstadt nur von zwei Bankinstituten an Stellen aufgeführt, wo vorher unbedeutende, eingeschossige Gebäude standen. Bei der Fassadengestaltung dieser Neubauten wurde getrachtet, durch die Verwendung ortsüblicher Formen eine gute Einfügung in das Stadtensemble zu erzielen. Denn die Bürger von Rust waren stets darauf bedacht, ihre eigenständige, Jahrhunderte überdauernde Verbauung nicht einer ortsfremden modernistischen Bauweise zu opfern.
Es wird angenommen, dass die Errichtung der Häuser in der Ruster Altstadt eine Folge der Erhebung der Freistadt Rust zur königlichen Freistadt im Jahre 1681 gewesen sein dürfte. Bis zum heutigen Tage wurden in der Ruster Altstadt ca. 60 Objekte, dazu noch die beiden Pfarrkirchen restauriert und renoviert.
Aber auch die beiden Stadtmauern aus dem Jahre 1512 und 1614 mit einer Gesamtlänge von etwa 800 Meter und einer durchschnittlichen Höhe von 4 Meter wurden saniert.
Die gesamten Instandhaltungsmaßnahmen für die Altstadterhaltung bzw. Ortsbildpflege schätzt man in Rust auf rund 2,2 bis 3 Mio. Euro. Beachtlich ist der Anteil der Privatfinanzierung, der etwa 2/3 bis 3/4 der Gesamtkosten beträgt. Erwähnenswert ist auch, dass fast alle Eigentümer der Häuser der gleichen Berufsgruppe wie ihre Vorfahren angehören, nämlich der der Weinbauern und Winzer.
Das größte Objekt, welches seitens der Stadtgemeinde Rust renoviert wurde, ist der Seehof. Ein Bauwerk, aus dem 17. Jahrhundert, mit einer langen und abwechslungsreichen Geschichte. Dieses Gebäude stand ursprünglich als Rathaus in Verwendung, wurde dann zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu einer Reiterkaserne umgewidmet und war ab 1919 die erste deutschsprachige Bürgerschule im damaligen Westungarn. Ab dem Jahre 1976 und etwa 12 Jahre lang wurde dann dieses große Objekt für etwa 3 Mio. Euro saniert und renoviert.
An den Herstellungskosten beteiligten sich der Staat Österreich und das Land Burgenland.
Für die Hauptstraße, wobei die linke Seite mit ihren 19 Fassaden äußerst beeindruckend ist, war ein eigener "Färbelungsplan" angefertigt worden, um eine möglichst kontrastreiche und farbintensive Abfolge der bunten Fassaden zu erzielen.